Durstiges Land: Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird

Wie dringlich die Wasserkrise geworden ist, lässt sich vielleicht auch daran ablesen, wie viele Bücher dazu erscheinen. Drei englisch-sprachige Bücher, die seit Frühling erschienen sind, haben wir hier bereits vorgestellt. Jetzt ist ein weiteres herausgekommen: «Water for All - Global Solutions for a Changing Climate» von David Sedlak, Professor of Civil and Environmental Engineering an der University of California, Berkeley, und Direktor des Berkeley Water Center. Er hat sich schon mit dem mehrfach preisgekrönten Buch «Water 4.0: The Past, Present, and Future of the World’s Most Vital Resource» einen Namen gemacht. Nun legt er mit einem 440 Seiten starken Buch nach, das von Yale University Press herausgegeben wurde.

Sedlak respektive der Verlag verspricht «einen neuen Blick auf die Wasserkrisen in der Welt und die bestehenden und neuen Lösungen, mit denen sie gelöst werden können». Sedlak zeigt die Herausforderungen auf, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist, einschliesslich unwirksamer politischer Maßnahmen und veralteter Infrastruktur, sowie die unzähligen Instrumente, die uns zur Verfügung stehen - von neuen Technologien zur Entsalzung bis hin zu Innovationen für das Recycling von Abwasser und das Auffangen von mehr Wasser, das auf Felder und Städte fällt. Er bietet einen sachkundigen und hoffnungsvollen Ansatz, um unsere Annahmen über die Art und Weise, wie wir mit Wasser umgehen, zu überdenken. Mit diesem Wissen können wir eine Zukunft mit sauberem, reichlich vorhandenem und erschwinglichem Wasser für alle schaffen.

Kritisiert werden kann und muss an Sedlak und seinem Buch wohl die «déformation professionelle». Als Ingenieur ist sein Denken und Schreiben sehr technologisch bis technokratisch ausgerichtet. Für Sedlak lässt sich so ziemlich jedes Problem mit den Wundern der modernen Technik lösen, die uns ja aber dahin gebracht haben, wo wir heute sind. Darauf zu vertrauen, dass nun die neuen Technologien einfach gut sind und Probleme lösen, ist wohl die gleiche Grundhaltung, die unsere Vorväter (nein, nicht die Mütter) in sich trugen, als sie den Verbrennungsmotor usw. als Segen des Fortschritts feierten. Was bei Sedlak dagegen fehlt oder zumindest viel zu kurz kommt ist die gesellschaftliche, politische Dimension der Wasserkrise, die Fragen von Verteilungsgerechtigkeit, Aneignung, Profitwirtschaft usw. Und ohne diese Fragen anzugehen und gerechte Grundlagen - auch für die Verteilung von Wasser - zu schaffen, wird die neue Technik wohl nur zu neuer Ungerechtigkeit führen und die Wasserkrise nicht lösen.

Auch auf dem deutschsprachigen Buchmarkt ist die Wasserkrise ein Thema. Besonders lesenswert ist die bei dtv herausgekommene, 288 Seiten umfassende Neuerscheinung «Durstiges Land: Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird» der vielfach ausgezeichneten Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres.

Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt – allerdings nur drei Prozent davon sind Süsswasser. In vielen Regionen der Welt schrumpfen die Bestände rasant. Auch in Deutschland (und in der Schweiz) werden wir Wassernot erleben. In ihrem Buch begleiten die vielfach ausgezeichneten Journalistinnen Annika Joeres und Susanne Götze sechs fiktive Protagonisten in eine nahe Zukunft und zeigen damit beispielhaft, wie wir leben können, wenn wir uns rechtzeitig auf die Folgen des Wassermangels einstellen – oder wie wir leiden werden, wenn wir nicht handeln. Die dramatischen Geschichten haben einen realen Hintergrund und basieren auf zahlreichen Studien und Interviews mit Wissenschaftlern. Wie wir mit der Wasserkrise umgehen, wird unseren Alltag entscheidend beeinflussen.

Als kleiner Vorgeschmack auf das Buch hier die ersten Zeilen des Vorwortes:

Wenn wir neue Planeten im Weltraum entdecken, stellt sich als Erstes die Frage: Gibt es dort Wasser? Ohne Wasser ist kein Leben möglich, nirgendwo. Deshalb sollte auch für unsere Erde die Frage beantwortet werden, ob dieses lebenswichtige Gut künftig noch ausreichend vorhanden sein wird. Und wie wir mit seiner Verknappung leben können. Unsere sechs Geschichten spielen in der nahen Zukunft, die viele von uns noch erleben werden. Dieses Buch nimmt Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit auf die Reise in bevorstehende Wasserkrisen. Es ist eine Reise der besonderen Art: Das ›Durstige Land‹ erscheint im Sommer 2023 – und wir als Gesellschaft entscheiden darüber, welches Ende wir in den 2040er -Jahren erleben werden. Richtig, Sie, wir alle entscheiden darüber. Und nach der Lektüre werden Sie verstehen, warum diese Entscheidung so überlebenswichtig und essenziell ist. (...)

Die Vorstellung, dass wir alles im Griff haben, ist eine Illusion – und dazu noch eine gefährliche. Denn Wasser ist keine Ressource, die wir beliebig herstellen können. Wasser verbrauchen wir. Wir können es nur sparen, recyclen, umleiten, filtern oder aufwendig entsalzen – aber wir können Wasser nicht im Labor oder einer Fabrik produzieren. Wir können es auch nicht aus anderen Ländern in großen Mengen einkaufen, schon gar nicht, wenn das existenzielle Gut auch in den Nachbarstaaten knapp wird.

Zurück