Wasser und die Kirche

„Wasser hat spirituelle Bedeutung. Wasser ist nicht nur ein Wirtschaftsgut, sondern es besitzt eine soziale, kulturelle, medizinische, religiöse und mystische Bedeutung. (…) Das Wasser hat für viele Völker und Kulturen eine heilige Bedeutung und besitzt einen gemeinschaftsstiftenden, rituellen und traditionsverbundenen Wert.“ Ökumenische Wassererklärung

Kirchen setzen sich seit Längerem aktiv gegen Wasserprivatisierungen und für das Menschenrecht auf Wasser ein. So stammt etwa das einleitende Zitat aus der ökumenischen Wassererklärung für das Wasser als Menschenrecht und öffentliches Gut, welche katholische und protestantische Kirchen der Schweiz und Brasilien 2005 verabschiedet haben.

Wasser ist in den Vorstellungen der Bibel zum einen ein bedeutsames lebenserhaltendes, aber auch ein lebensbedrohendes Element. Als Segensgabe Gottes ermöglicht es Fruchtbarkeit und Wachstum. Im Alten Testament wird zudem die Bedeutung von Wasser für kultische Zwecke deutlich, so etwa für die rituelle Reinigung oder die Priesterweihe (Ex 40,12.30-32; Ex 29,4). In Am 5,24 wird das Wasser zu einem Symbol von Gerechtigkeit. Auch die bedrohliche Seite des Wassers wird an vielen Stellen sichtbar; z.B. die Sintflutgeschichte (Gen 7,10ff) und die Auszugsgeschichte (Dtn 11.14) veranschaulichen die Vernichtungskraft des Wassers. Anders ist es in der Vision vom Lebensstrom, der aus dem Tempel fliesst (Ez 47,1-12): Das Rinnsal des Wassers aus dem Tempel wird nach und nach zum lebensspendenden Strom, wobei das Wasser als Symbol für die Zuwendung Gottes stehen kann. Im fünften Klagelied (Klgl 5,4) hingegen, wo von Erniedrigung und Unterdrückung die Rede ist, findet sich das Unheil, dass mit Silber für Wasser gezahlt werden muss – die Wichtigkeit eines freien Zugangs zu Wasser wird dadurch deutlich.

Im Neuen Testament spielt das Wasser ebenfalls auf vielfältige Weise eine Rolle. Wiederum wird seine bedrohliche Wirkung in der Geschichte der Sturmstillung (Mk 4,35ff) erkennbar. Eine besondere Betonung des Wassers als heilende und reinigende Kraft hingegen findet sich im Johannesevangelium. So wird etwa in der Geschichte der Samariterin (Joh 4,7-15) Jesus und seine Verkündigung selbst zum lebendigen Wasser, ähnlich dem Wasser aus der Vision vom Lebensstrom. Für Christinnen und Christen auch heute ist jedoch vor allem die Verbindung von Wasser und Taufe von Bedeutung (Mt 1,8; Joh 1,26; Joh 3,23).

Wasser ist für die Kirchen aber auch aufgrund der dramatischen Situation der Menschen, die von sauberem Trinkwasser und einer funktionierenden Abwasserversorgung ausgeschlossen sind, ein wichtiges Thema. Der Einsatz für die Ärmsten gehört zu der Pflicht der Kirchen und wo Wasser fehlt, da sind Menschen in einer prekären Lage.

In der Offenbarung steht die Vision der Welt, in der wer dürstet kommen kann und umsonst vom Wasser des Lebens geniesst: „Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!“ (Offb 22,17) Viele Kirchen setzen sich dafür ein, dass wir einer Welt, in der jeder Zugang zu Wasser hat, Stück für Stück näher kommen.